Die Bildmarke der Hans-Purrmann-Preise zeigt den Künstler in seinem Atelier in Paris © Stefan Essig

AUSSTELLUNG PREISTRÄGER HANS-PURRMANN-PREISE 2025

Preisverleihung 22. Februar 2025, 16 Uhr im Historischen Ratssaal in Speyer
mit anschließender Ausstellungseröffnung im Kulturhof Flachsgasse

In feierlichem Rahmen werden am 22. Februar 2025 die beiden Hans-Purrmann-Preise für Bildende Kunst der Stadt Speyer in der Heimatstadt ihres Namensgebers verliehen. Im Anschluss sind bis einschließlich 30. März 2025 die Arbeiten der Nominierten für den „Großen Hans-Purrmann-Preis der Stadt Speyer“ 2023 sowie den Förderpreis „Hans-Purrmann-Preis der Stadt Speyer für Bildende Kunst“ 2025 im Kulturhof Flachsgasse in Speyer zu sehen.

Nominierungen für den „Großen Hans-Purrmann-Preis der Stadt Speyer“ 2025

Die Vorauswahl für den „Großen Hans-Purrmann-Preis“ fand Ende November in München statt. Neben dem Vorsitzenden, Kunsthistoriker Professor Dr. Andreas Bee, gehörten der Jury die renommierte Malerin und ehemalige Professorin der Münchner Akademie, Karin Kneffel und der Künstler und ehemalige Professor der Kunstakademie Düsseldorf, Marcel Odenbach an. Aus 42 Bewerbungen, die auf Vorschlag von 54 international renommierten Künstler*innen, Kritiker*innen und Kurator*innen eingereicht und zum Wettbewerb zugelassen worden waren, nominierte die Jury folgende acht Künstlerinnen und Künstler für das Finale: Kasia Fudakowski (*1985, Berlin), Buket Isgören (*1992, Köln), Christof John (*1984, Köln), Leon Kahane (*1985, Berlin), Rima Radhakrishnan (*1988, Bremen), Tuğba Şimşek (*1986, Hannover), Teresa Solar (*1985, Madrid/ESP) und Sophie Thun (*1985, Wien/AT).

Der „Große Hans-PurrmannPreis“ wird 2025 zum siebten Mal ausgelobt und zählt mit einem Preisgeld von 20.000 Euro sowie einer eigenen Katalogpublikation zu den höchst dotierten deutschen Künstlerpreisen.

AUSSTELLUNG IN ZUSAMMENARBEIT VON STÄDTISCHER GALERIE & KUNSTVEREIN SPEYER

22. FEBRUAR - 30. MÄRZ 2025

INFOS & NEUES AUS DEM KUNSTVEREIN

RÜCKBLICK LETZTE AUSSTELLUNG

Frauke Wilken:
Auf leisen Sohlen

„Frauke Wilken schafft mit ihren Skulpturen und Zeichnungen, die gleichermaßen kraftvoll wie fragil sind, eine eigene Welt der ständigen Metamorphose, des Fließens und Umkreisens, in der man sich nie mit letzter Sicherheit orientieren kann. Ihr geht es um eine Verständigung des Menschen mit sich selbst und mit der Natur, um die Notwendigkeit, die Natur in sich selbst zu erkennen. Allen Arbeiten ist gemeinsam, dass sie ein tastendes Sehen, ein dem strukturell ordnendem Sehen komplementäres schweifendes, umkreisendes, fühlendes Sehen erfordern. Bei aller Monumentalität vor allem in den installativen, raumbezogenen Arbeiten ist ihnen ein spielerisch leichter, manchmal ironischer, unaufdringlicher Klang zu eigen, der ihnen die Schwere und Mächtigkeit gleich wieder zu entziehen vermag. Frauke Wilken gelingt es auf eine unangestrengte Weise, Leiblichkeit als eine fundamentale Erfahrung zu thematisieren, sich einer schleichenden Entleerung der Welt von allem, was den Menschen als fühlendes Subjekt betreffen kann, entgegenzustellen. Unaufdringlich und deshalb umso größere Wirkung entfaltend.“

Sepp Hiekisch-Picard
(aus Katalog „under cover“, 2015, Kunstmuseum Bochum) 

Film Michael Lauter | Text Dr. Olaf Mückain | Sprecher Rüdiger von Krosigk

Fotos Ausstellungseröffnung © Gahmig

„Auf leisen Sohlen“ hat die Kölner Künstlerin Frauke Wilken den Kunstverein betreten in ihrer ersten Ausstellung in Speyer.Knapp 30 Arbeiten hat Wilken aus Köln mitgebracht. Dazu gehören große und mittlere Formate und Objekte, die ausschließlich aus Gewebe entstanden sind. Bilder, die bis zu neun Meter messen, hat sie vorsichtshalber zu Hause gelassen, würden sie doch den räumlichen Rahmen des Kunstvereins sprengen.

Das Bedürfnis der 59-Jährigen mit Wurzeln in Norddeutschland, die Kraft hinter der Oberfläche ihrer Kunst aus dem Bild oder der Skulptur heraus in den Raum zu leiten, wirkt auf den Betrachter. Der Blick weitet sich, tastet nach Einordnung und findet sie beispielsweise in zwei Bildern, mit denen Wilken „Große Turbulenzen“ erzeugt. Ungebändigtes Haar, sein Herausfließen, ordnen und flechten lässt Rückschlüsse auf Prägung und Herkunft der Trägerinnen zu. „Haare sind unsere zweite Hülle, Kleidung unsere zweite Haut“, erklärt Wilken ihren Zugang zu menschlichen Details.

Kraftvoll und gleichermaßen fragil fließt eindrucksvolle Kunst aus den Arbeiten der Künstlerin. Sie führt den Betrachter zu ihren Zeichen der Kultur, des Alters oder der Schicht, aus der ihre Bildausschnitte barocker Perücken oder der zugenähte „Scheitel“ mit herausquellenden Zöpfen entstanden sind. Nur ihr „Poser“ benötigt keine Haare, nicht einmal einen Kopf. Ihm genügen Muskeln und die Kraft, die sein Korpus aussendet.

Humorvoll, ironisch und ganz ernst begegnen Wilkens Arbeiten dem Betrachter. Ihren Teddybär aus mit Acryl befestigtem Webpelz will gestreichelt, geliebt werden lässt, was ihm unmittelbar gelingt, wenn er von allen Seiten umringt und dabei immer besser verstanden wird. „Der Gehörnte“ hingegen klebt gleich einem unglücklichen Hähnchen an der Wand.

Wilken präsentiert Arbeiten, die sie in den Nuller-Jahren bis vor wenigen Wochen geschaffen hat. „Ich will in Speyer eine gute Mischung ausstellen“, betont sie. Neu sind blaue Vertiefungen, die von Erdfarben aufgefangen werden. „Rendezvous“ heißt die monumentale Rauminstallation, die auf den ersten Blick vom schönen Schein erzählt. Bei näherem Hinsehen entdeckt der Betrachter indes im Geklebten und Genähten das Kaputte an der Szene, in der sich Menschen im Eigentlichen einander zuwenden. Der Kern ihrer Skulpturen besteht aus Holz, Styropor. Die Materialien umgeben Gewebe, die die Arbeiten zum Glänzen bringen, sie vervollständigen, ihnen die Wertigkeit verleihen, die Wilkens Kunst ausmacht. Eine Bildhauerin sei sie keinesfalls, weist die Künstlerin eventuelle Rückschlüsse dieser Art zurück. „Ich kann nichts wegnehmen, muss vielmehr stets addieren“, erklärt sie ihre Auseinandersetzung mit Körper und Raum.

pastedGraphic_1.pngWilkens Studium Freier Kunst in Braunschweig und Barcelona findet sich in ihrer floralen Serie wieder, die Leiblichkeit auf der Grundlage von Rosen thematisiert. In ihrer Malerei verrate sie mehr vom großen Geheimnis menschlicher Abgründe und Herkünfte als mit der Skulptur, ist die Künstlerin überzeugt. Dennoch können auch in den Bildern sämtliche Assoziationen in jedem Moment der Betrachtung kippen, sich verändern, erneuern, auf leisen Sohlen grenzenlos fließen.

Ellen Kornelius-Bruder in der Rheinpfalz am 25.10.2025

Fotos @ Lauter

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