# 415

... von Anfang an Schrift

SONJA SCHERER

Ausstellung vom27. April bis 15. Juni 2025

Film von Michael Lauter
Sprecher Rüdiger von Krosigk

Fotos der Ausstellungseröffnung von Horst-Wolfgang Gahmig

Sonja Scherers Malerei erwächst aus einem dynamischen vielschichtigen Prozess, an dessen Anfang das Schreiben steht. Schreiben ist ihr kreatives Potential. Der spontane Duktus der Hand, die Bewegung des Schreibens von Zeile zu Zeile, von links nach rechts und oben nach unten wird zum Motor der Bildwerdung. Aus dem Schriftbild unwillkürlich hingeschriebener Worte und Sätze und ihrer formalen Struktur von Linie und Zeilenordnung entwickelt Sonja Scherer die abstrakten Kompositionsmuster ihrer Arbeiten. 

Sonja Scherers Beziehung zu Asien, seiner Kunst und Kultur, durch lange Aufenthalte gewachsen und vertieft, kommt direkt zum Tragen in der Werkgruppe der Faltarbeiten. 
Sie greift mit den schmalen Papierformaten die Form chinesischer Rollbilder auf und orientiert sich auch an deren Kompositionsprinzipien, indem sie gegenständliche Elemente, Schriftzeichen und freie Fläche gleichwertig behandelt und zu einer Einheit verbindet. 
Die Malerei der skripturalen poetischen Bildbotschaften stehen den streng gehaltenen, auf die konkrete Form bezogenen Faltarbeiten gegenüber. Sie bewegen sich im Grenzbereich von Bild und Objekt. 
Atmosphärisch wie stofflich entstehen dichte Farbräume, die erst aus nächster Nähe zu entdecken sind. 

Dr. Ulrike Hauser-Suida | Auszüge aus Katalogtext von Sonja Scherer “ SCHRIFT – FALTARBEITEN – WASSERTRÄGER“

Ellen Korelus-Bruder in der RHEINPFALZ | 24. April 2025

Mit Bildern und Faltarbeiten macht die Ludwigshafener Künstlerin Sonja Scherer zum ersten Mal Station im Speyerer Kunstverein.

38 Arbeiten in Öl auf Papier und großformatig gefaltet zeigt sie. „Von Anfang an Schrift“ ist die Schau betitelt, die die intensive Beziehung der Künstlerin zu Asien eindrucksvoll belegt.

Eine Künstlerin aus der Nachbarschaft ausstellen zu können, sie ihm eine große Freude, so Kunstvereins-Vorsitzender Hansjörg Eger. Scherer trage die Schriftführung in sich, beschreibt er seinen Eindruck der ausgestellten Arbeiten. Ob Landschaften, Seerosen, Abstraktes oder Faltarbeiten: „Alles geht von der Schrift aus.“ Selbst die Bildtitel hat Scherer handschriftlich mit Bleistift neben die Arbeiten geschrieben. Titel wie Bildinhalte sind oft inspiriert vom Haiku, der traditionellen dreizeiligen japanischen Gedichtform. „Haiku und Poesie stehen im Mittelpunkt meiner Schaffensprozesse“, erklärt Scherer. In ihren Faltarbeiten wird die Schrift dreidimensional.

Sie habe ganz Asien mit dem Rucksack bereist, bekennt sich die Künstlerin zu dem Kontinent, der sie antreibt, inspiriert, zum Experimentieren motiviert. Farbe und Form ihres künstlerischen Ausdrucks seien ihr in Myanmar (Birma) begegnet, berichtet Scherer von dem tiefen Dunkelrot der Kleidung der Mönche, das sie seit dem ersten Blickkontakt begleite. Schreiben ist indes schiere Kreativität für die Künstlerin. Ihre Bilder entwickeln sich von links nach rechts und von oben nach unten. Spontan hingeschriebene Worte und Sätze komponieren diese. Zunächst leserlich, im weiteren werden Zeilen zu Kürzeln, Flecken oder Strichen, formieren sich zusehends zu Zeichen, die allenfalls chiffrieren. So kommt Scherer mit leichter Hand vom Schreiben zum Malen. Der Übergang ist kaum wahrnehmbar und doch erkennbar als gleichbleibende Spannung.

Papier ist und bleibt der Bildträger für die Künstlerin, auch wenn sie für ihre großflächigen Faltarbeiten am liebsten Graphit und Asphaltlack benutzt. 400 Gramm schweres Packpapier gilt für Scherer als Ausgangspunkt für Raum greifende Arbeiten, die an chinesische Rollbilder erinnern. Sie überschreiten Grenzen zwischen Bild und Objekt, strahlen in ihrer linearen Textstruktur meditative Kraft aus. Graphit verleiht ihren farbreduzierten Faltungen ganz besonderen Glanz.

Zweigeteilt gelten die Arbeiten für Sonja Scherer als „Wasserträger“, die aus zerschnittenen Faltarbeiten entstehen und paarweise an dünnen Holzstäben beweglich aufgehängt sind. Sie erzählen keine Geschichten, hängen vielmehr vollkommen ruhig an der Wand und ziehen den Betrachter dennoch magisch an.
„Asien hat mich sehr geprägt und beeinflusst.“ Scherers Arbeiten bestätigen diese Aussage eindrucksvoll.